Abendveranstaltung am 22.11. 2012 in Berlin mit freundlicher Unterstützung der
Deutschen Bank AG, des Adolf-Martens-Fonds e.V. sowie des VDI Verein Deutscher Ingenieure
Dr. Bernd Schulz-Forberg
Leiter des FORUM Technologie & Gesellschaft
und Mitglied des FORUM46 - Interdisziplinäres Forum für Europa e. V.
Prof. Dr. phil. Dr. phil. h.c. Carl Friedrich Gethmann
Mitglied des Deutschen Ethikrates
Dr. Ulrich Stephan
Chief Investment Officer, Deutsche Bank AG
Michael Löscher
Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung,
Universität Stuttgart
Dr. Bernd Schulz-Forberg
Leiter des FORUM Technologie & Gesellschaft
und Mitglied des FORUM46 - Interdisziplinäres Forum für Europa e. V.
Ein Impulsstatement von Dr. Bernd Schulz-Forberg (gekürzt)
Wir leben in und profitieren von einer Wagnisgesellschaft. Allerdings muss diese positive Sichtweise auch immerfort abgesichert werden. Und zwar durch eine deutlichere Wahrnehmung von und eine geeignetere Reaktion auf Chancen und Risiken sowie durch eine gezieltere Kommunikation in allen Bereichen der Gesellschaft. Dabei drängt sich die Frage auf, wie diese beiden Komplexe - Wahrnehmung und Kommunikation von Chancen und Risiken - als stetig wirkende Bestandteile unseres Lebens verbreitert, vertieft
und als notwendige Kulturtechniken gefestigt werden können.
Es gibt keine absolute Sicherheit im Sinne eines Null-Risikos. Allerdings sollten alle Möglichkeiten ausgenutzt werden, damit bei allen Produkten und Systemen jeweils das Verhältnis zwischen dem Risiko eines denkbaren Schadens und dem geschaffenen Nutzen für die zu schützenden Rechtsgüter ausgewogen ist. Der Maßstab für die größten noch zu vertretenen Schäden ist jedoch nicht nur durch das Schutzbedürfnis der zu betrachtenden Rechtsgüter bestimmt, sondern auch durch die Absicht, gesellschaftliche Bedürfnisse
zu befriedigen. Es geht also nicht um Risikoverbot, sondern um Risikosteuerung.
Die Methoden dazu haben sich sukzessive herausgebildet, wobei der Prozess der Methodenbildung noch anhält. Die Arbeit mit Risikobetrachtungen erfordert stetig verfeinerte Methoden und die Vergleiche zu Risiken aus der Vergangenheit, um eine verlässliche Abschätzung für die Zukunft zu ermöglichen. Man kann damit sehr klar einerseits überzeichnete Anforderungen und andererseits Schwachstellen identifizieren. Die Methoden müssen bekannt sein, ihr Gültigkeitsbereich muss klar erkennbar sein, fachgebietsübergreifende
Zusammenhänge müssen deutlich im Vordergrund stehen. Es gilt also, Methoden zu definieren, zu dokumentieren, zu kommunizieren und in ihrer Wertigkeit darzustellen. Bereichsübergreifenden Methoden ist im Allgemeinen der Vorzug einzuräumen.
Um den gesellschaftlichen Konsens noch besser und anfechtungsresistenter zu erzeugen, wird man zukünftig deutlich mehr Anstrengungen den Transportmechanismen von Einstellungen, Analysen, Methoden und Entscheidungen widmen müssen. Risikomanagement ist mehr oder einfach anders als Sicherheitstechnik. Vorbeugendes Handeln ist ebenso wichtig wie kollektives Know-how für Prävention, Reaktion und Hilfsmaßnahmen. Wie aber unterscheiden wir mediale Wirklichkeiten von welcher realen Wirklichkeit? Schließlich ist die Gesellschaft für die Bildung des kollektiven Know-hows auf Vermittlung angewiesen. Die Sinnangebote aller Akteure müssen sorgfältig geprüft und beurteilt werden, was vielleicht besser mit der Unterstützung der physischen Netzwerken gelingt, die hier schon fast als professionelle Methode angesehen werden können.